Sehenswürdigkeiten

Unsere Heimatgemeinde Windhagen ist reich an versteckten und offensichtlichen Sehenswürdigkeiten, an denen Gäste und Bürger oft achtlos vorübergehen.

Unsere Heimatgemeinde Windhagen ist reich an Sehenwürdigkeiten, doch viele Bürger, vor allem, aber nicht nur jene, die sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten in Windhagen niedergelassen haben, kennen diese Denkmäler nicht.

Der Heimat- und Verschönerungsverein Windhagen hat daher seit 2018 mit Unterstützung der Bürgerstiftung Windhagen an bisher acht Orten im Gemeindegebiet Hinweisschilder angebracht, die dem Besucher Bedeutung und Geschichte des jeweiligen Denkmals erläutern und damit Stationen eines »Wanderwegs der Geschichte und Geschichten« bilden.

Im gegenwärtig finden sich die charakteristischen Wappenschilder an folgenden Orten:

Backes

Der Backes (Foto: Kai-Uwe Schilling)

Ende der Achtziger Jahre des vorigen Jahrhunderts hatte einige Mitglieder unseres Vereins die Idee, ein zwischenzeitlich aus der Gemeinde fast verschwundenes Kulturgut – einen Backes – zu bauen.

In dieser Zeit bot sich an, ein Backhaus aus dem Jahre 1874 in Bonn-Ödenkoven abzubauen. Außerdem durfte der Verein 1989 ein altes Fachwerkhaus in Stockhausen abreißen.

Betagte Eichenbalken, uralte Hohlziegel, historische Gerätschaften und ein Backofen wurden so zum Startkapital des Vereins:

Äwer su enfach sollt dat nit sin,
bi sich späder erus stalt.

2500 Arbeitsstunden und eine Menge Geld waren von nun an gefragt. Wie verzapft man Eichenbalken, die zweieinhalb Jahrhunderte auf dem Buckel haben? Dieses und weitere Probleme mußten gelöst werden. Franz-Josef Zepp, einer der letzten drei Ofenbauer der Bundesrepublik, vollbrachte ein Meisterstück bei der (Wieder-) Herstellung eines echt Königswinterer Ofens mit althergebrachter Feuerung. Wir Windhagener sind recht stolz darauf.

Es ist aber nicht nur der Ofen, der Begeisterung weckt, das ganze Drumherum begeistert ebenso. In jedem Winkel des kleinen Backhauses steckt die Liebe zum Detail und erinnert an frühere Zeiten. Die Beschläge, Türen und Fensterläden tragen dazu in besonderem Maße bei.

Tritt man in die schmucke Backstube, wird es vielen ganz unwillkürlich historisch zu Mute: Erinnerungen an teigtretende Kinder, von der Hitze des Ofens gerötete Wangen, knusprig-braune Brotlaibe und steinhartes Schwarzbrot. Man sieht sie förmlich vor sich, die vom Mehlstaub geweißten Schürzen und Hände der Frauen, das Haar unterm Kopftuch zu einem straffen Knoten gebunden…

Am 9. Juni 1991 wurde das Kleinod „Backes“ mit einem zünftigen Backesfest eingeweiht. Und wenn immer mal wieder von fachkundiger Hand der Ofen gestocht, der Brotteig gerührt und geknetet wird, dann verkündet ein herrlicher Duft: Diese Investition in die Historie hat sich gelohnt.


Silbergrube

Um 1790 wurde von einer auswärtigen Firma, deren Name und Sitz nicht bekannt ist, mit Grabungen nach Silber begonnen.

Sehr bald fand man auch geringe Mengen des Edelmetalls und je tiefer man ins Erdreich eindrang, umso ergiebiger wurden die Funde. Von der wirtschaftlichen Seite her war der Erfolg jedoch nur spärlich.

Nachdem man einen Schacht in den Berg abgeteuft hatte, schlug man von Süden aus Richtung Günterscheid zwei Stollen an. Die Stolleneingänge sind heute noch deutlich zu erkennen. Hinweistafeln hierauf sind auf dem alten Günterscheider Weg unterhalb der Fischteichanlage zu finden.

Die mit Holz ausgebauten Stollen verliefen leicht ansteigend, geradewegs auf den Schacht zu. Mit einem der Stollen war man um 1840 einige Meter unterhalb der Schachtsohle angekommen. Da der Schacht selbst zu dieser Zeit voll Wasser stand, brach der Schachtboden in den darunterliegenden Stollen. Die Überlieferung sprach damals von einem großen Unglück. Ob Menschen dabei zu Schaden gekommen sind, ist nicht bekannt. Aber von diesem Tag an wurden die Stollen nicht mehr betrieben und alle Sprengarbeiten eingestellt.

Das Abbaurecht wollte man sich jedoch erhalten. Dazu war es notwendig, daß im Abstand von längstens 30 Jahren zwei Leute mindestens einen Tag hier arbeiteten. Diesen Vorgang nannte man Modung. Die letzte Modung wurde um 1913 von Einheimischen durchgeführt. Seit dieser Zeit wurden keinerlei Aktivitäten mehr registriert.

Einige Meter vom Schachteingang entfernt finden sich noch die Reste der damals aus Ziegelmauerwerk hergestellten Sprengstoffvorratskammer.


Taubenbrunnen

Taubenbrunnen in Windhagen (Foto: Kai-Uwe Schilling)

In den ersten Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts sprach es sich herum, daß im Land zu Windhagen ein Brunnen fließe, der die Taubheit und die Schwerhörigkeit beseitige. Der Volksmund nannte diesen Brunnen den »Taubenbrunnen«.

Zu dieser Zeit bestand geradezu eine Gier nach Gesundheitsbrunnen, die von einem religiösen, wundertätigen Nimbus umgeben waren. Bald kamen Menschen von überallher, wuschen sich mit dem heilenden Wasser die Ohren aus und konnten so von ihrem Leiden »geheilt« werden. Der Überlieferung nach sollen die Pilger in Scharen herbeigekommen sein, um sich mit dem Heilwasser des Taubenbrunnens zu behandeln.

Heute noch erinnert das dritte Feld im Windhagener Wappen, eine eingeschweifte rote Spitze, darin ein goldener Brunnen, an den Douwen Born.

Die Bezeichnung douwen stammt von taub und deutet darauf hin, daß diesem Brunnenwasser Heilkräfte gegen die Schwerhörigkeit zugesprochen wurden. Die Heilkraft dieses Brunnens ist im Volksmund seit dem frühen Mittelalter bekannt, womit es sich um einen der ältesten Brunnen in der Gemeinde handeln dürfte. Leider hat man es versäumt, die Heilkraft des Wassers wissenschaftlich und medizinisch bestätigen zu lassen, sonst würde Windhagen heute das Prädikat Bad in seinem Ortsnamen tragen und mit anderen Heilbädern der Umgebung wie Bad Marienberg, Bad Ems oder Bad Neuenahr im Wettbewerb stehen.


Kapelle St. Mariä Heimsuchung

Der Kapellenstandort Hüngsberg kann auf eine 195jährige Geschichte zurückblicken. Die Bewohner des Dorfes Hüngsberg in der Pfarrei Windhagen, damals aus sieben Familien bestehend, sehnten sich eine Kapelle herbei. Sie hatten seit langem die löbliche Gewohnheit, täglich nach Feierabend den Rosenkranz und die Litanei bei einem Kreuz unter einer dicken Linde zu beten. Dabei aber waren sie den Unbilden der Witterung ausgesetzt. Also beschlossen sie 1822, eine kleine Kapelle zu errichten. Diese erste Kapelle, aus Bruchsteinen und Lehm gebaut, war nur knapp 3½ Meter lang und bot Platz für sechs Personen.

Am 27. Januar 1825 schrieb der damalige Pfarrer P. M. Bertges nach Köln und bat die obere kirchliche Instanz darum, in Hüngsberg auch das heilige Opfer (Abendmahl) darbringen zu dürfen. Daraufhin wurde die Kapelle noch im gleichen Jahr zu Ehren der allerseligsten Jungfrau benediziert. Alles, was zum Gottesdienst notwendig war, alle Gewänder und Utensilien, hatten die Dorfbewohner unter großen Opfern bereits zusammengetragen.

In den Wirren der letzten Tage des 2. Weltkriegs zerstörte die Explosion eines vor der Kapelle geparkten Munitionswagens die Kapelle: sie wurde ein Raub der Flammen. Der Altarstein und die Meßgewänder konnten jedoch von den Einwohnern und deutschen Soldaten in Sicherheit gebracht werden. In den Nachkriegsjahren faßten die Bewohner wiederum den Plan, eine neue und größere Kapelle zu errichten, und so wurde am 25. April 1950 an der Weggabelung in Hüngsberg der Grundstein der heutigen Kapelle gelegt.

Besondere Aufmerksamkeit verdient die hölzerne Marienfigur, die um 1470 von Tillmann von der Burg geschaffen worden sein soll. Sie stellt eine Madonna dar, die, auf der Mondsichel stehend, einen mit einem Apfel spielenden Knaben mit beiden Händen umfaßt. Im Glockenturm hängt ein 40 kg schweres Glöckchen aus dem Jahr 1863, welches sich während des 2. Weltkrieges aus Lauer in Schlesien nach Hüngsberg verirrt hat und seitdem als Leihgabe in Hüngsberg zum Gottesdienst ruft, und dessen Ruf zahlreiche Pilger, insbesondere zum Fest Mariä Heimsuchung, gern folgen.


Mariengrotte

Vergiß Deinen Ursprung nicht, vergiß Deine Heimat nicht

Als der Landwirt Engelbert Becker (1908–1993) 1941 als Soldat an die Westfront eingezogen wurde, mußte er schweren Herzens seine Heimat verlassen und in Nordfrankreich Dienst tun.

Kurz vor der Landung der alliierten Truppen in der Normandie wurde Becker zu einer Nachschubeinheit an die Ostfront abkommandiert. Auf dem Weg zu seiner neuen Einheit geschah bei der Beladung eines Zuges mit schweren Waffen für die Ostfront ein Unfall, bei dem Becker am rechten Bein schwer verletzt wurde. Damit war seine Verlegung an die Ostfront zunächst unmöglich. Zum Glück gelang es aber den Ärzten im Lazarett in Homburg an der Saar, sein Bein zu retten.

Während des Lazarettaufenthalts und des nachfolgenden Heimaturlaubs dachte Engelbert Becker viel über den Krieg und das sinnlose Töten nach. In dieser Zeit faßte Becker als gläubiger Marienverehrer den Entschluß, nach dem Krieg als Dank dafür, daß ihm ein Einsatz in Rußland erspart geblieben war, in seinem Heimatdorf Günterscheid zu Ehren der Jungfrau Maria eine Grotte zu bauen.

Nach seiner Genesung wurde Becker jedoch zunächst wieder an die Westfront verlegt, wo er in englische Gefangenschaft geriet. Seinem Gelübde blieb er nach seiner Freilassung treu und wählte Ende 1945 in Günterscheid einen Platz für seine Grotte aus. In den Jahren 1954 bis 1956 baute Engelbert Becker die Grotte zusammen mit dem Steinmetz Karl Schützeichel aus Dinkelbach. Als die Grotte fertiggestellt war, erwarb Becker mit Hilfe des ortsansässigen Pfarrers Laufenberg eine Marienstatue, die die gleiche Größe wie seine damals achtjährige Tochter Renate hatte. Am 3. September 1956 fand schließlich im Rahmen einer festlichen Andacht die Einsegnung der Grotte statt.

So konnte Engelbert Becker endlich sein Gelübde aus dem Jahr 1944 erfüllen.


Marienkapelle in Stockhausen

Den Anlaß zum Bau der Kapelle gaben seinerzeit die Gebrüder Roth, die am deutsch-französischen Krieg 1870/71 teilgenommen hatten und gesund und unversehrt in die Heimat zurückkehren konnten.

Im Jahr 1884 lösten die Brüder ihr Versprechen für die glückliche Heimkehr ein und stellten ein Grundstück für den Bau einer Kapelle sowie das notwendige Grundkapital zur Verfügung. Mit der Unterstützung der Dorfgemeinschaft wurde der Bau begonnen und zwei Jahre später erfolgreich beendet. Der Altar (der später durch eine hölzerne Mensa ersetzt wurde) war gebaut, die Paramente und ein Meßkelch gestiftet und so konnte 1886 der damalige Asbacher Pfarrvikar Hubert Hinkens das schmucke Backsteinkapellchen währed der ersten heiligen Messe einsegnen.

Im Jahr 1988 erhielt der kleine Turm der Kapelle eine Glocke und bis in die 1990er Jahre hinein hielt der jeweilige Windhagener Pfarrer in der »Zur immerwährenden Hilfe« geweihten Kapelle mittwochs eine Messe. Heute wird hier noch jeden 4. Donnerstag eine Messe gefeiert.

Erwähnenswert ist das Bildnis der »Immerwährenden Hilfe«, einer Stiftung der Familie Schumacher, und eine in hellem Grau gehaltenen Skulptur einer Immaculata, d.h. einer Darstellung der unbefleckten Empfängnis Mariä. Zum hundertjährigen Kapellenjubiläum stiftete der damalige Pfarrer von Windhagen, Monsignore Sebastian von Tauvenberg, ein prächtiges Bronzekreuz, das Jesus mit den Emmausjüngern beim Mahl darstellt.

Seit nunmehr über hundert Jahren des Bestehens der kleinen Kapelle kümmert sich die Dorfgemeinschaft liebevoll um alle erforderlichen Erhaltungsmaßnahmen.


Wir sind noch lange nicht fertig – deshalb wird dieses Projekt auch in den kommenden Jahren fortgesetzt.